Haltung

Grundsätzlich sollten Europäische Landschildkröten nur in Freilandanlagen gehalten werden und dass so großzügig und artgerecht wie möglich. Bei Haltungen auf  Balkon oder Terrasse, muss unbedingt darauf geachtet werden, dass die Tiere keiner Zugluft ausgesetzt sind. Terrarienhaltungen entsprechen immer einem unnatürlichen Lebensraum und erzeugen auf Dauer ungewöhnliche Verhaltensmuster. Die Tiere härten durch die Trockene und stehende Luft nicht ab und sind meiner Meinung nach schneller anfällig für Krankheiten. Deshalb sollte sich ein Aufenthalt im Terrarium nur auf die Aufzucht, sowie Übergangszeit nach der Winterruhe bis zum Beginn der wärmeren Monate beschränken. Aber auch als Ausweichmöglichkeit bei Schlechtwetterperioden (z.B. für Jungtiere) würde ich einer Zeitbedingten Terrarienhaltung zustimmen. Ist ein Tier erkrankt, so ist es für eine schnelle Genesung, fast unverzichtbar einen Terrarienplatz bereit zustellen. Schildkröten sind von Natur aus Einzelgänger, trotzdem würde ich zu keiner Einzelhaltung raten, da sie z.B. in  Gemeinschaft auf Grund von Futterneid besser fressen und allgemein aktiver sind. Allerdings vertragen sich die Männchen untereinander kaum und so kommt es oft zu heftigen Rivalitätsbelastungen. Ideal wäre deshalb eine Haltung von drei oder vier Weibchen zusammen mit einem Männchen, damit sich die Geschlechtspartner (wenn bereits adult) wechseln und nicht ständig nur ein Weibliches Tier bedrängt wird. Das Werbungsritual mit Kopulation, kann sich oft  Tage lang bis zu Stunden hinziehen, was für beide Seiten erhebliche Strapazen bedeuten, so dass manche mitunter fast die Nahrungsaufnahme vergessen. Schlüpflinge sind natürlich separat zu halten und können wegen ihrer Größe nicht mit Alttieren zusammen vergesellschaftet werden.

Terrarium

Auch hier gilt: Ein Terrarium kann nie zu groß ausgewählt werden, da der Bewegungsdrang der Tiere nicht zu unterschätzen ist. Es können Glasterrarien, Holzkisten oder Plastikboxen verwendet werden. Wobei Glas von den Tieren nicht als natürliche Barriere anerkannt wird. Wichtigstes Kriterium hierbei ist der "Luftaustausch". Stehende und trockene Luft ist meiner Meinung nach bei Jungtieren, einer der Hauptgründe von Höckerbildung am  Panzer. Deshalb sollte ein Terrarium oben immer offen sein. Die Einrichtung sollten Sie möglichst abwechslungsreich mit Hindernissen, kleinen Anstiegen und Steinen gestalten. Dunkle und überdachte Regionen als Schlafstätte mit Heu zum Verkriechen dient den Tieren für den nächtlichen Schlaf oder für eine Rückzugsmöglichkeit am Tage. Eine flache Trinkschale mit täglich frischem Wasser sollte ebenfalls nicht fehlen. Schildkröten die eine längere Zeit im Terrarium zubringen, brauchen um gesund zu bleiben UV- Licht. Die Auswahl der nötigen Brennmittel und Lampen sollten Sie sorgsam angehen und auf ihre Terrarien und deren Tiere individuell zuschneiden. Zu meiner Terrarienausstattung gehören HQI und HQL- Brenner, Wärmelampe, Thermometer sowie Hygrometer. Lesen Sie zum Thema Beleuchtung bitte den Bericht von Bernd Hoppe. 

Einstreu

Hier gibt es geteilte Meinungen und vielerlei Möglichkeiten. An erster Stelle sollte das Substrat trittfest und Staubfrei sein. Auf dem Rücken liegende Schildkröten müssen von alleine wieder auf die Beine kommen und brauchen deshalb einen einigermaßen harten Untergrund. Torf und Sand sind eher ungeeignet, da dadurch die Atemwege verstopfen können. Gedüngtes und behandeltes Substrat sollte ebenfalls nicht verwendet werden.  Jungtiere mögen es feucht, das zeigen immer wieder Beobachtungen im natürlichen Habitat. Die Griechen und Mauren graben sich gerne ein, deshalb sollte das Bodensubstrat stets feucht gehalten werden, vorwiegend die untere Substratschicht ist gut anzufeuchten. Für ausreichend Luftfeuchtigkeit kann mit einem Wasserzerstäuber zusätzlich besprüht werden. Mit den Kokosfaserblöcken oder Terrarienerde, lässt sich auch über einen längeren Zeitraum eine gute Feuchtigkeitssättigung erzielen. Gute Erfahrungen haben wir mit der Gartenerde von Floraton gemacht, sie kann auch mit den Kokoblöcken vermischt werden.

Kokoblocks      

         Kokosfaserblöcke

     

        Floraton 3

 

 

Überblick

Rindenhumussubstrat

Terrarienerde

Substrat aus Kokosfaserblock

Rindenhumus

Terrarienerde

     Kokosfaser

Floraton

 

 

Hier einige Beispiele unserer Übergangsterrarien

Schlüpflingsterrarium zur Vorbereitung auf die Winterruhe

Schlüpflingsterrarium

Hier mit HQI und Wärmelampe

Glasterrarium mit HQI und Wärmelampe

Jungtiere im Glasterrarium nach der Winterruhe

Vorsicht ! Bei Schlüpflingen sollte unter der Wärmelampe eine maximale Höchsttemperatur von 35°C herrschen. Wenn die kleinen im Zentrum des Wärmestrahls versehentlich auf den Rücken fallen, kann dies durch einen Hitzestau nach einiger Zeit den Tod bedeuten. Auf Ausweichmöglichkeit achten.

Grosses Holzterrarium (Eigenbau)

Holzterrarium (Eigenbau) Maße ca.210 mal 60 cm

Gleiches Terrarium von oben

Terrarium draufsicht

Aufzuchtterrarien für die Jungtiere

Aufzuchtterrarien für die Jungtiere

 

Einfache Schutzhütten

Wenn für den Außenbereich kein Frühbeet zur Verfügung steht, können auch solche einfachen Schutzhütten mit lichtdurchlässigem Deckel gezimmert werden.
 
 

 

einfache Schutzhütte  Einfache Schutzhütten aus Holz mit aufklappbarem Deckel aus Kunststoffdoppelstegplatten mit 10 mm Hohlkammern. Die Eingänge werden Nachts mit einem Schieber verschlossen.
kleine Schutzhütte mit Verkleidung aus Dachpappe

Die Holzaußenwände sind gegen Feuchtigkeit mit Dachpappe bezogen. Die Haltbarkeit solcher Hütten ist je nach Holzqualität allerdings nur auf einige Jahre beschränkt.

Freilandgehege

Platzmangel führt gewöhnlich zu unnatürlichen Verhaltensweisen. Für ausgewachsene Schildkröten sollten pro Tier mind. 4 Quadratmeter Auslauf eingeplant werden. Hier sollte man einen Windgeschützten und ganztägig bestrahlten Sonnenplatz auswählen, Morgensonne wird von den Schildkröten sehr gerne genossen, um ihren Stoffwechsel in Schwung  zu bringen. Gestalten Sie die Inneneinrichtung weitgehendst naturnah. Versteckmöglichkeit Mit Steinen lassen sich schöne Kletterzonen anlegen, deren Zweck auch als Wärmespeicher nicht zu verachten ist. Aber auch Schattenplätze und trockene Bereiche zum Rückzug sollten angeboten werden, hier denke ich an Versteckmöglichkeiten durch Büsche, Sträucher (Koniferenarten), Gräben oder hohle Baumstämme so dass sich die Tiere auch mal aus dem Weg gehen können. Des weiteren können neben dem normalen Rasensubstrat verschiedene Bodenbeschaffenheiten eingebracht werden z.B Kies, Sand, Steinplatten, Baumrinde o.ä. Bei  der Haltung von adulten Hügel zur Eiablage aus Erd-Sandgemisch Weibchen, sollte man dafür sorgen, dass für diese geeignete Eiablageplätze zur Verfügung stehen. Unabhängig davon, ob diese Befruchtet sind oder nicht. Hier bietet sich das erstellen eines Legehügels an. Dieser sollte  möglichst nach Süden ausgerichtet sein. Damit das ausheben der Eigruben nicht allzu schwer fällt, sollte der Hügel  aus einem Erd- Sandgemisch bestehen und eine Höhe von ca.30 cm haben. Die Festigkeit des Substratgemisches, muss so zusammengestellt werden dass die gegrabenen Löcher nicht wieder von selbst einstürzen. Dies wird auch in mehreren Fachbüchern angeregt. Natürlich sollten auch die verschiedensten Futterpflanzen im Gehege eingepflanzt oder ausgesät werden, so dass sich die Schildkröten ihr Futter teilweise selbst abpflücken können. Vorsicht! Bitte auf Ungiftigkeit prüfen. Wassertrinkschalen dürfen hier ebenfalls nicht fehlen. Meine Tiere trinken bei schönem Wetter täglich. Tipp: Da Jungtiere zur Nachtruhe selten von sich aus die Schlafhütten aufsuchen, müssen sie oftmals eingesammelt werden. Wählen Sie deshalb bei Jungtieren das Gehege nicht allzu groß aus, da bei großem Bestand, üppiger Bepflanzung und geeigneten Versteckmöglichkeiten die Tiere sehr oft lange gesucht werden müssen und teilweise auch mal vergessen werden. Frische Schlüpflinge und kleinere Jungtiere sollten ohnehin durch ein Netz oder Drahtgeflecht von oben gegen Vögel und Räuber aller Art geschützt sein.

Schutznetz gegen Räuber

Bei Schlüpflingen und kleineren Jungtieren, darf eine Abdeckung in Form eines Schutznetzes nicht fehlen.
Kletter und Versteckmöglichkeit
Die Gestaltungsmöglichkeiten mit Steinen, sind fast unbegrenzt. Hier ein Kletterhügel mit Höhle. Bei den Verstecken, muss aber unbedingt darauf geachtet werden, dass sie bei starkem Regenfall nicht überflutet werden.

Frühbeet-Schutzhütten

 

Schildkröten sind wechselwarme Tiere, dass heißt sie sind auf die Umgebungstemperatur angewiesen und brauchen deshalb  Sonne und Wärme um sich Wohlzufühlen und agieren zu können. Gerade bei bedecktem Himmel und eher niedrigen Temperaturen eignen sich Frühbeete oder Hütten aus  lichtdurchlässigem und Wärme speicherndem Material, als Schutzhäuser und Schlafstätte. 

Aussenanlage mit Frühbeet

Diese Frühbeete bestehen meist aus Hohlkammerprofilen, das sind transparente Kunststoffplatten mit Luftkammern in ein oder zwei Schichten angeordnet. Die stehende Luft bildet die Dämmung. Im Vergleich zu einfacher Verglasung führt die bessere Dämmung zu Ausgewogenären Temperaturen, der Treibhauseffekt, schnelle Erwärmung, rasche Auskühlung wird deutlich verringert.  Zum Schutz vor übermäßiger Feuchtigkeit und Kälte aus dem Erdreich, bestehen die Böden unserer Schutzhütten aus 5cm starkem Styrodur-  Isoliermaterial, darüber kommt eine Mischung aus Rindenhumus mit etwas Sand, darauf dann reichlich Heu. 

Frühbeet Innenansicht

Für längere Kälteperioden und die Tage in der Übergangszeit, haben wir unsere Frühbeete mit zusätzlichen  Wärmelampen ausgestattet. Diese Wärmezufuhr an kalten und regnerischen Tagen sowie vor allem  bei Nacht, (Temperatursturz) wird von den Tieren gut angenommen. Allerdings muss man während der Heizphasen am Tage darauf achten, dass sich die Tiere im Frühbeetinnenraum aufhalten, da sie sich sonst durch den Temperaturumschwung Innen/Außen leicht eine Erkältung holen.

Heiz und Lichtquellen
Heizstrahler von Elstein mit 150 Watt. Halogenstrahler mit 500 Watt.

Beim Einsatz von Heizquellen und Strahlern, muss der Abstand und die Leistung individuell der einzelnen Schutzhütte angepasst werden. Zu große Wärmeentwicklung unbedingt vermeiden. Bitte nachmessen und einjustieren. Am Boden Max. 40°C.

Macht es am Tage die Außentemperatur erforderlich, werden solche Halogenstrahler zur Beleuchtung sowie zum aufwärmen eingesetzt. Auch Nachts muss in den Überganswochen zeitweise zugeheizt werden. Um die Schildkröten aber nicht durch helles Licht zu blenden, verwenden wir Keramikstrahler, die nur Wärme abstrahlen. Auf Bodenheizung mittels Heizmatten o.ä  verzichten wir aber, da dies eine unnatürliche Wärmequelle von unten darstellt.

Rotlicht liefert punktierte Wärme Infrarotstrahler

Frühbeete aus Kunststoffdoppelstegplatten. 

Pultdachfrühbeet von Hoklartherm Satteldach Neogard

Frühbeet mit Pultdach von Hoklartherm. Plattenstärke 16mm.

Gute stabile  Frühbeete mit 16 mm Stärke sind bei folgenden Deutschen Firmen zu beziehen.

www.hoklartherm.de

www.beckmann-kg.de

   (Katalog anfordern).

Frühbeet mit Satteldach von Neogard aus der Schweiz. Plattenstärke 20mm.

www.neogard.ch Diese Frühbeete, sind meiner Meinung nach derzeit die besten auf dem Markt. Leider ist der Preis auch entsprechend hoch. Um die Kosten  etwas zu drücken, besteht die Möglichkeit einer Sammelbestellung. Infos bei Jürgen Petzold.

Billigmodell von Quelle

Natürlich gibt es auch preisgünstige Modelle auf dem Markt, wie z.B dieses hier von Quelle für etwa 50 Euro. Auf Grund der geringen Plattenstärke (4mm) und der allgemeinen schlechten Verarbeitung kann ich hierzu aber nur abraten.

Alle Schutzhütten werden durch die Hohlkammerplatten schnellstens erwärmt und bereiten auch bei geringer Sonneneinstrahlung zügig ein angenehmes Klima. Je größer die Hohlräume der Kammern, desto besser die Isolation. Einfach ideal für unsere Schildkröten. Tipp: Wählen Sie die Plattenstärke nicht unter 10 mm, da sonst der Wärmeisolationswert zu gering wird.

Automatischer Lüfter

Automatische Lüfter sind sehr empfehlenswert, sie verhindern eine Überhitzung des Frühbeetinnenraumes. Bei starker Sonneneinstrahlung  können im Innenbereich schnell Temperaturen um die 50C° entstehen, welche auch für unsere Schildkröten gefährlich werden (Hitzschlag).

 

Aufbaubeispiel

Trittplatten als Aussenwände

Hier ist ein Aufbaubeispiel für einen Frühbeetsockel zu sehen. Man verwendet  z.B alte Terrassenplatten, die senkrecht eingegraben und mit etwas Beton fixiert werden. Als Eingangsbereich lässt man einfach eine Aussparung frei.

Aufgesetztes Frühbeet

Nach dem austrocknen des Betons wird das Frühbeet auf die Plattenkanten gesetzt und jeweils an den Ecken mit flachen Blechen oder Winkeln festgeschraubt. Jetzt können die Außenseiten beliebig verkleidet werden. Entweder mit Putz oder Naturstein.

Fertig verkleidet mit Naturstein

So sieht der fertig verkleidete Eingangsbereich aus. Als Windfang sind am Schlupfloch Flatterbänder aus weichem Kunststoff angebracht.